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Kirche Hertingshausen
Die Kirche
Die im Jahre 1750 unmittelbar in der Nähe des „Hugenottenfriedhofs“ aus Holz erbaute Kirche wies Baumängel auf, so dass die Hugenotten die Errichtung einer neuen Kirche ab dem Jahre 1838 unter dem Bürgermeister Adam Schmittmann planten. Nach den Vorstellungen der Einwohner sollte diese Kirche wieder aus Holz gebaut werden. Die Behörden lehnten diese Bauausführung jedoch ab und gaben vor, die Kirche überwiegend aus Steinen zu errichten.
In einem Beschluß des Ministeriums des Innern vom 1. Aug. 1840 wurde folgendes ausgesagt:
„Der Gemeinde von Hertingshausen wird bekannt gegeben, dass ihre Bitte nicht zu willfahren steht, da das angeschaffte Holz auch zu einer Kirche von Stein erforderlich ist und zu einer Kirche von Holz eine weit größere Quantität Bauholz erforderlich sei, damit die Erbauung einer Kirche von Holz rücksichtlich der einen nicht beträchtlichen Unterschied macht, welcher durch die größere Dauer einer Kirche von Stein aufgewogen wird.“
Außer einer Person verpflichteten sich schriftlich alle Hertingshäuser beim Bau der Kirche in Hand- und Spanndiensten mitzuhelfen. Im Jahre 1841 war die Kirche fertig.
Die zwei Glocken, eine kleine und eine größere Bronzeglocke, wurden aus der ersten Hertingshäuser Kirche in den Jahren 1840/1841 in den Turm der neu errichteten Steinkirche eingebaut. Die kleine Glocke, die unter anderem mit ihrem Klang die Kinder des Orts zum Schulunterricht rief, wurde im Ersten Weltkrieg (1914-1918) ausgebaut und zur Waffenproduktion
verwandt. Im Jahre 1939 erwarb die Gemeinde wieder eine zweite Glocke für einen Preis von 800 Reichsmark. Sie trug die Inschrift: „Oh Land, Land, Land, höre des Herrn Wort.“
Während des Zweiten Weltkrieges im Februar 1943 wurde diese Glocke auch eingezogen und zu einer Glockensammelstelle nach Hamburg verbracht. Sie kehrte nicht nach Hertingshausen zurück. Daher erwarb die Gemeinde im Jahre 1953 wieder eine zweite Glocke, die folgende Inschrift trägt:“ Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott zu unsern Zeiten“ – Hertingshausen 1953 -.
Der Kirchengesang wurde ab dem Jahre 1896 von einer Orgel begleitet. Vorher leiteten die örtlichen Lehrer den Kirchengesang ohne Instrumentalbegleitung. 75 Jahre diente diese Orgel dem Kirchengesang, dann ließ ihre Stimmkraft nach. Im November 1971 wurde diese Orgel noch einmal gespielt und anschließend demontiert und eine neue Orgel, deren Kosten 18.813 DM betrugen, eingebaut.
In 1982 wurden unter anderem bei der letzten größeren Renovierungsaktion innen die Kirchenbänke ersetzt, der Fußboden neu verlegt und die Stirnseiten der Bänke mit Hugenottenkreuzen bemalt.
Mit einem automatisch steuerbaren elektromotorischen Antrieb ist das Glockengeläut steuerbar und eröffnet somit die Möglichkeit, den Glockenschlag zur Anzeige voller Stunden und der halben Stunden zu aktivieren.
Gegenüber der Kirche in den jetzigen Gärten stand eines der Gründerhäuser, und zwar das der Familie Fougnard (hier eine Aufnahme aus dem Jahre 1950).
Von Herbert Schildwächter